Der Begriff Johannes Gutenberg verwendete sie als erste Druckschrift des Westens in seiner 42-zeiligen Bibel von 1455. Um 1470 erschien die zweite gebrochene Schriftgruppe, die Schwabacher. Sie ist vermutlich nach dem Ort bei Nürnberg benannt. Martin Luther, der mit seiner Bibelübersetzung zur Entstehung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache beitrug, gab ihr mit der Schwabacher eine vorzügliche Gestalt. Die Viele der Jüngeren können diese Schrift nicht mehr lesen. Sie ist ihnen vollkommen fremd. Genauso fremd waren für unsere Urgroßeltern die Antiqua-Schriftarten. Da man früher zum Schreiben Federn oder Breitfedern verwendete, die je nach Schreibrichtung verschieden breite Striche machten, war Fraktur der Schreibschrift ähnlicher und von daher leichter zu lesen. Die gothische Schrift war überall in Europa weit verbreitet. Selbst nach Einführung des Buchdrucks war diese Schriftart gebräuchlich. Im Zuge der Renaissance wurde es modern, so weit wie möglich den antiken Vorbildern zu folgen. Ab Ende des 14.ten Jahrhunderts begann der "Deutsche Sonderweg", da unsere Region durch die Niederlage der Bauern im Bauernkrieg sowie in den darauffolgendem Dreißigjährigen Krieg in ihrer Entwicklung weit zurückfiel und der kulturelle Zusammenhang mit den Nachbarländern schwächer wurde. Die kulturelle Vormachtstellung Frankreichs, sowie der Neoklassizismus hatten die Antiqua-Schrift auch in Deutschland akzeptabel gemacht. Die Lage änderte sich radikal durch einen "Führerbefehl". Adolf Hitler ordnete Anfang Januar 1941 persönlich an, daß die Frakturschrift zu verschwinden habe und durch Antiqua ersetzt werden müsse. Adolf Hitler war der Meinung, daß die Frakturschrift "Schwabacher Judenlettern" waren. Die Deutschen gehorchten und gaben eine jahrhundertlange Tradition auf. Zuvor wurde allerdings im Reichstag in den dreißiger Jahren um den Erhalt der Schrift erbittert gekämpft. Der wahre Grund dürfte allerdings ein andere sein. Für Hitler war die Fraktur ein Hindernis bei der Durchsetzung der Befehle, da in den besetzten Länder die Fraktur nicht gebräuchlich und für die Bewohner schwer zu lesen war. Hitler kündigte im Nürnberger Reichsparteitag 1934 folgendes an:
Damit die Befehle der Deutschen für die Bevölkerung der besetzten Länder leichter lesbar wurde, mußte die Fraktur verschwinden. Der Briefkopf des Erlasses hatte noch den "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei / Der Stellvertreter des Führers" in Fraktur!
Bitte klicken Sie hier für eine Kopie des Bormanns Schrifterlaß Daß die Behauptungen über die "Judenlettern" sachlich ganz und gar falsch waren, hätten viele gewußt. Möglicherweise war das Rundschreiben deshalb nicht zur Veröffentlichung. Heute gilt das Verbot nicht mehr, aber kein Kultusminister ist bereit, der Frakturschrift einen zum Überleben erforderlichen Platz an den Schulen einzuräumen. »Manche Völker halten streng an ihrer überkommenen Schrift fest, ohne die Verbindung zur übrigen Welt zu verlieren.« (Alfred Geißler). Manch anderen fehlt es an kulturhistorischem Selbstverständnis. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß mit dem Begriff ›Deutschland‹ ein Kultur- und Sprachraum bezeichnet wurde, lange bevor es den Nationalstaat gab. In dieser früheren Bedeutung verstand man unter ›Deutschland‹ oder ›deutschsprachiger Raum‹ seit dem 15. Jahrhundert zeitweise Teile Böhmens, Frankreichs, Polens, der Niederlande, Österreich-Ungarns, Luxemburgs, Schleswigs und der Schweiz neben dem eigentlich mit ›Deutschland‹ belegten Gebiet. Erst 1871 gründete einer Gruppe unabhängiger Staaten das Deutsche Reich unter dem König von Preußen, das - mit einigen durch Krieg und Reparationen bedingten neuen Grenzziehungen - bis 1945 bestand. Antifaschisten benutzen Fraktur heute auf Abbildungen die Nazis anprangern. Ein Verein für "Deutsche Schrift und Sprache" wirbt für die Fraktur als "Deutsche Schrift", obwohl die Fraktur bis in das 20.te Jahrhundert in England und Frankreich und sogar den USA als Schmuckschrift benutzt wurde. (Und jetzt wieder wird) Die deutsche Geschichte hat mehr zu bieten als 1933 - 1945 und die Fraktur ist ein Teil der europäischen Kultur, mit einer besonderen Geschichte in Deutschland. Wie vieles andere auch. |